Ivan Reitman war und ist integraler Bestandteil der kanadischen Filmszene: Er produzierte David Cronenbergs erste Versuche, den John Belushi-Durchbruch „Animal House“ und arbeitete wiederholt mit US-Comedy-Ikone Harold Ramis („Und täglich grüßt das Murmeltier“) zusammen, inzwischen produziert er die Filme seines Sohns Jason („Up in the Air“, „Tully„). Als Regisseur trug er sich endgültig mit der „Ghostbusters“-Reihe in die Filmannalen ein. Während spätere Werke wie „Twins“ oder „Junior“ eher als gut gemachter, aber harmloser Klamauk durchgehen, ist sein Durchbruchsfilm „Meatballs“ eine politisch unkorrekte Teenie-Komödie mit Schlagkraft, die dennoch großes Herz beweist: Als Leiter eines Jugendferiencamps und Commander of Chaos in Chief gibt hier auch Bill Murray sein Leinwanddebüt im bis damals erfolgreichsten kanadischen Film aller Zeiten. Als Zyniker mit Entwicklungspotential probiert er erstmals seine bekannte Leinwand-Persona, die er später in Variationen so oft wiederholen würde, ist Gravitationspunkt der Handlung, die sich aus anarchistischen Aktionen, adoleszenten Ausbrüchen und banalen Blödeleien zusammensetzt. Campleiter Tripper fordert und fördert erste sexuelle Geh- (und Fall-versuche) seiner Schützlinge und forciert, auf höchst unorthodoxe Art, das teambuilding: Eine Ode an die Gemeinschaft und Freundschaft, weniger frivol als „Eis am Stiel“, aber erwachsener als „American Pie“. Ideal als Wiederentdeckung für laue oder heiße Sommernächte alleine oder in Gesellschaft.

von Christian Klosz

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In der Diskussion um (filmische) Vorbilder, Denkmäler, Monumente mag vielleicht ein nüchterner Blick helfen: Filme sind stets Kinder ihrer Zeit (manche auch ihrer Zeit voraus!), da mag es wenig verwundern, dass die Darstellungsformen in manchem “Filmklassiker” heute befremdlich wirken. Doch Geschichte – und so auch Kunstgeschichte – ist beweglich, nie endgültig, – und was werden Betrachter in 20, 30, 50 Jahren über die Filme sagen und denken, die wir heute feiern?

Filme werden neu interpretiert, neu rezipiert, neu verstanden, so oder so, und es ist schlicht unmöglich, Filme und Kunst “final” zu bewerten (“gut” – “schlecht”; “gut” – “böse”) oder nur eindimensional zu lesen. Alles in allem: Denkmäler für filmische Ikonen und Vor-Bilder, nach denen Generationen von Filmemachern ihr Werk nach-gebildet haben, sind absolut wichtig und richtig, wenngleich die Beschilderung und Beschriftung der cineastischen Statuen immer wieder verändert und adaptiert werden muss.

Unsere neue Reihe “Vor-Bilder” präsentiert filmische Meilensteine und Monumente, “Klassiker”, wie man so schön sagt, die eine herausragende Bedeutung für das Medium hatten und haben, die nicht gestürzt werden sollten, sondern viel eher wiederentdeckt und vor den Vorhang geholt.

#1: “Charade” von Stanley Donen, 1963

#2: “Heat” von Michael Mann, 1995

#3: “Meatballs” von Ivan Reitman, 1979

#4: “The Good, the Bad and the Ugly” von Sergio Leone, 1966

#5: “Carrie” von Brian de Palma, 1976

#6: “Touch of Evil” von Orson Welles, 1958

#7: “True Romance” von Tony Scott, 1993